Die Wadis in Jordanien sind ja oft trocken, manchmal aber entspringen kalte oder heisse, manchmal auch salzige Quellen an ihren Rändern. Das Wasser ist teilweise tausende Jahre alt (fossiles Wasser) und entstand in feuchteren Epochen. Wir haben zwar im Auto unser eigenes Hammam, trotzdem nehmen wir gerne einen Tag lang die bis zu 60 Grad heissen Quellen von Hammamat Ma’in in Anspruch, deren Wasser in Kaskaden über die steilen Felsen des Wadi fliesst.
Unser „privater“ Wasserfall mit ca. 35 Grad |
Heidi fühlt sich in den fast nur von Männern besuchten allgemein zugänglichen Pools nicht sonderlich wohl, die arabischen Männer starren zum Teil halt schon sehr, wenn sie eine Frau im Badeanzug sehen. Wir setzen uns deshalb in das angeschlossene superfeine *****Hotel ab, wo wir uns ein wenig „umsehen“ und in der hauseigenen Bibliothek die Schokokeks vernichten ;-)) und danach einen – offiziell geschlossenen – einsamen warmen Wasserfall entdecken, in dem wir ungestört sind und den heissen Strahl wie eine Massage auf uns wirken lassen.
Eine Autopanne erweist sich als – Allah sei Dank – als kleineres Problem: die Führung des Ölmessstabes ist abgerissen. Ein sehr seltsamer Defekt, der im Motorraum eine ziemliche Sauerei anrichtet und zuerst per Buschmechanik mit Hilfe eines geschnitzten Holzstückes und danach in Madaba fachmännisch behoben wird. Hier machen wir Bekanntschaft mit einem jungen Mann namens Osama, der uns spontan zum Mittagessen in sein Elternhaus einlädt. In kurzer Zeit ist die halbe Grossfamilie um uns versammelt und wir verbringen einen interessanten, gesprächsintensiven Nachmittag. Max bei den Männern und Heidi bei den Frauen – schön getrennt, wie es sich in einem arabischen Land gehört 🙂
Dies bleibt nicht die einzige Einladung des heutigen Tages: Auf der Suche nach einem ruhigen Schlafplatz abseits der Hauptstrasse lädt uns ein geschniegelter Rechtsanwalt in sein nigelnagelneues Haus auf einen Chay ein. Übernachten dürfen wir in seinem Olivenhain.
Weiter geht’s auf dem sogenannten „King Hussein Highway“ Richtung Süden. Die Kreuzfahrerburg Kerak aus dem 12. Jahrhundert thront mächtig über dem Ort und der Umgebung. Die tolle Aussicht von oben verleitet uns zu einem längeren Stop. Ausserdem müssen wir wieder mal unsere Vorräte aufstocken, denn es geht wieder in die Berge. Das Dana Natur Reservat stellt eines der letzten Refugien etlicher bedrohter Tierarten im Vorderen Orient dar. Der beinahe schon ausgestorbene Nubische Steinbock, der Syrische Wolf, Hyänen, Schakale und Sandkatzen sollen hier noch heimisch sein. Bei unseren mehrstündigen Wanderungen haben wir aber leider keines dieser Wildtiere erblickt. Jahrhundertelange Jagd haben sie einfach zu scheu gemacht. Trotzdem geniessen wir die Ruhe und faszinierende Kalk- und Sandsteinlandschaft bei Temperaturen um die 30 Grad im Schatten.
Die Gegend ist staubtrocken, denn die für November erwarteten Regenfälle sind bisher völlig ausgeblieben. Die Bauern jammern sehr über die Trockenheit und ihre miserable Olivenernte. Angeblich liegen seit 10 Jahren die Niederschläge weit unter dem Durchschnitt. Eine Auswirkung des Klimawandels?
Dana Nature Reserve, Blick nach Suedwesten |