Südliches Afrika 2025/2026, Teil 1

Teil 1 – Anreise und der Norden Namibias

LETZTES UPDATE: 27.11.2025

Was bisher geschah:
Die Idee, auf eigener Achse zum Kap der guten Hoffnung zu fahren, habe ich aufgegeben. In meinem Alter muss ich mir schließlich nicht mehr alles und speziell die schwierigen Länder Westafrikas mit all den damit verbundenen Imponderabilien antun.

So wurde Luxi, die alte Hilux-Dame nach Bremerhaven gefahren. Von dort ging es per RoRo-Autofrachter Ting Jiang Kou ohne Zwischenstopp in Westafrika – das ist für die Sicherheit der Seefracht ganz entscheidend – nach Walvis Bay in Namibia. Die Überfahrt dauerte etwa 17 Tage.

Dienstag, 28.10.2025
Die Ting Jiang Kou läuft am späten Nachmittag und somit pünktlich im Hafen von Walvis Bay ein. Passt.
Morgen fliegen Heidi und ich nach.

29.-30.10.2025
Abends Abflug von Salzburg. Via Istanbul und Johannesburg geht’s nach Walvis Bay, wo wir am nächsten Nachmittag müde ankommen. Leider war der Flieger IST-JHB voll ausgebucht, Business somit keine Option. Zumindest Sitzplätze mit Beinfreiheit habe ich vorab reservieren können. Geschlafen wurde trotzdem kaum.

Das Taxi vom Flughafen ist mit 300 Namibischen Dollar (15€) pro Person im Vergleich zu den sonstigen Taxipreisen hier unverschämt teuer, aber das ist halt so mit den Taxis vom Airport. Immerhin waren es ca. 17 Kilometer. Sonst bezahlt man hier für 2-3 Kilometer Taxifahrt in der Stadt 20-30 N$, also etwa einen Euro bis 1,50 €.
Überhaupt sind die Preise hier sehr, sehr moderat für uns privilegierte Europäer.

Wir checken in einem sehr großen (Zitat Heidi: „Des is jå groß wia a Reitstall!“) und sauberen Apartment ein, gehen in ein gutes Restaurant ausgesprochen preiswert Fischessen und fallen todmüde in die Federn.

Freitag, 31.10.2025
Morgens um halb 9 Uhr stehen wir im Büro des Hafenagenten und übergeben das Carnet de Passage (Zolldokument) für die Abfertigung. Die Sache zieht sich, wir müssen warten. Ich besorge zwischendurch schon mal eine lokale SIM-Karte und wechsle Geld. Am ATM/Bankomaten ist das eine teure Sache hier. Zum relativ schlechten Wechselkurs nimmt der Automat auch noch 10 % Provision. Ganz ohne Bargeld wollen wir aber auch nicht sein. Man kann zwar in Namibia fast überall mit Kreditkarte zahlen und dann ist es provisionsfrei, aber für Notfälle in der Pampa hab‘ ich schon gern ein paar Scheine in der Tasche.
Dann geht’s mit einem sehr netten Angestellten des Hafenagenten und einer ebensolchen Zollbeamtin und jeder Menge Papiere in den großen Hafen.
Hafengelände von oben, Bild vom Bild
Dort wird Luxi’s Fahrgestellnummer mit dem im Carnet verglichen, ein bissl geschaut, ob wir eh nix zu verzollen haben und retour. Wieder beim Agenten warten. Afrika halt – aber solange wir Luxi heute noch aus dem Zoll bekommen, ist alles halb so tragisch. Wir wollen nur nicht über das Wochenende warten müssen.
Als wir uns in der Innenstadt ein wenig die Beine vertreten stoßen wir auf das Caféhaus eines gewissen Willi Probst, Bäckermeister in fünfter Generation.

Namibia hat ja eine deutsch-koloniale Vergangenheit (eine sehr brutale, völkermordende übrigens) und in vielen Familien der Nachkommen ist nach wie vor Deutsch die Muttersprache.
Das Schwarzbrot, das wir im Café kaufen, haut uns nicht wirklich vom Hocker. Die Torten dagegen sind sündhaft gut.

In der Zwischenzeit wurden alle Zollformalitäten erledigt. Wir können unser WoMo abholen.
Luxi im Zollhafen Walvis Bay
Dann noch schnell ans andere Ende der Stadt, um die namibische Road Tax zu zahlen (umgerechnet 23 € für 3 Monate) und es ist geschafft. Wir sind frei.

Danach wird Luxi vom Verschiffungsmodus zurück in die Fahrmodus umgebaut, unter anderem zwei der Reservereifen vorne montiert. Dann nochmal zum gestrigen Restaurant „Godenfang“ und dort gleich am Parkplatz übernachtet.
Es ist übrigens relativ kühl. Nachts um die 15°C, tagsüber knapp 30 Grad. Perfekt.

Samstag, 1.11.2025
Shopping, Tanken, Wasser fassen.
Damit vergeht der Vormittag, dann nix wie raus aus der Stadt und zu den Küstendünen zum Siesta machen und Zeug umräumen. Es ist alles noch ein bissl ein Durcheinander in der Wohnkabine.

Luxi und die Namibische Eisenbahn

Bis ins „Moon Valley“ ist es nicht weit, etwa 70 Kilometer sind es bis zu dieser wild zerklüfteten Landschaft.

Genauso gut könnte das im Oman sein: Knochentrocken und bizarr schön.

Wir verstecken uns abseits der Piste – natürlich auf verbotenen Wegen, eh klar – in einem der unzähligen Wadis und verbringen eine wunderbar ruhige Nacht hier.

Sonntag, 2.11.2025
All die Wadis hier entwässern zum Swakop Rivier (Rivier=Fluss), an dessen trockenem Flusslauf sich die ziemlich originelle Oase „Goanikontes“ befindet.

Unterirdisch gibt es offenbar jede Menge Wasser. Es werden u.a. Oliven angebaut und für einen angelegten Angelteich sowie einen Swimming Pool für Campinggäste reicht es auch.

Weil in der Oase heute ein Wettfischen stattfindet, ist uns zu viel Trubel. Wir übernachten lieber 2 km außerhalb und kommen nach einer ausgedehnten Wanderung nur zum Abendessen ins Camp.

Nach wie vor sind die Temperaturen angenehm gedämpft.
Der aus der Antarktis kommende nährstoffreiche und sehr kalte Benguelastrom fließt entlang der namibischen Atlantikküste nach Norden und sorgt bis etwa 50 Kilometer ins Landesinnere für Abkühlung der Luft und vormittags für Küstennebel.

Montag, 3.11.2025
Seit gestern macht die Wasserpumpe im Wohnaufbau Probleme. Der Motor läuft, die Membranpumpe liefert aber kein Wasser. Nervig. Ich habe uns mit einer als Reserve mitgeführten Tauchpumpe als Notlösung geholfen, aber das ist kein Dauerzustand.
In der Oase baue ich die Pumpe aus, zerlege und reinige sie sorgfältig.
Keine Besserung. Mist. Nochmaliges Zerlegen, Reinigen, wieder zusammenbauen und dann plötzlich funktioniert sie wieder. Die Erleichterung ist groß. Ohne ordentliche Pumpe wäre das Reisen kein Spaß. Vielleicht hätte ich in Swakopmund ja Ersatz bekommen, aber so können wir uns diesen Umweg ersparen.

Dienstag, 4.11.2025 bis Donnerstag 6.11.2025
Über eine brutale Wellblechpiste fahren wir zur Spitzkoppe, einem von vielen wunderschönen Granitbergen hier in Zentralnamibia.
Das Gebiet ist eingezäunt, wir wollen in Ruhe „ankommen“ und suchen uns ein einsames Platzerl mit herrlichem Blick auf die Spitzkoppe knapp ausserhalb des Zauns.

Das Gelände ist wie in „Out of Africa“: Steppe mit im Wind wogendem goldenem Gras, einzelne Akazien und bei einer abendlichen Wanderung sehe ich die ersten Zebras dieser Reise.Zebras vor der Spitzkoppe

Hier ist es schon viel heißer!
Ab sofort machen wir mittags lang Siesta um die Zeit mit über 40°C zu verbringen. 40 Grad im Schatten klingt übrigens schlimmer als es ist, die Luft ist bröseltrocken und es geht fast immer Wind. In der prallen Sonne allerdings ist es nicht lang auszuhalten. Im schattigen, luftdurchströmten Luxi sehr wohl.
vor der Spitzkoppe

Am Donnerstag erforschen wir das Gelände innerhalb der Absperrung. Eine wunderschöne Rundfahrt.

Freitag, 7.11.2025
Gestern sind wir von der Spitzkoppe, mit kurzem Zwischenstopp in Usakos zum Einkaufen und Tanken, zu einer Ranch in den Erongobergen gefahren. 14.000 Hektar ist diese Ranch groß!
Hier gibt es einen Campingplatz mit Pool, prähistorische Felszeichnungen, Leoparden, Rhinozerosse, Giraffen (bisher nicht gesehen) und coole Felsformationen.

Die Kühle der frühen Morgenstunden ausnutzend, wandern wir bis es Zeit ist zum Frühstücken und Siesta machen. Ein paar der ebenso seltenen wie scheuen Schwarznasenimpala-Antilopen (Black face impala, Aepyceros melampus petersi) bekommen wir zu Gesicht.

Am späteren Nachmittag wandern wir ins sogenannte Riesental mit weiteren schönen Felsformationen.

Samstag, 8.11.2025

Weil die D1935 Piste so starkes Wellblech hat, fahren wir lieber einen Umweg auf Asphalt.
Eine gute Entscheidung, denn dieser führt uns nach Omaruru wo es eine Weinkellerei geben soll. Wein in einem der trockensten, heißesten Ländern der Erde? Das will ich sehen.
Am frühen Nachmittag (auf der Fahrt sehen wir unsere ersten Termitenhügel) …

Termitenhügel
Termitenhügel

… landen wir bei der „Erongo Mountain Winery“ (benannt nach dem nahen Bergmassiv, das wir heute südlich umfahren haben) und es erwartet uns ein höchst angenehmer Nachmittag und Abend. Die sehr sympathischen Gastgeber Wolfgang und Esther sind vor 23 Jahren nach Namibia gekommen und haben hier am Ufer des Omaruru Rivier aus dem Nichts ein großartiges Weingut und Whiskydestillerei hochgezogen. Wir essen und trinken hervorragend, unterhalten uns blendend und dürfen nicht nur über Nacht auf dem Weingut stehen bleiben sondern auch zwei unserer drei Reservereifen hier sicher deponieren.
Vielleicht werde ich die Reifen nie brauchen, aber es ist gut sie für den Fall des Falles zu haben.
Luxis Schuhe haben nämlich eine hier im südlichen Afrika nur schwer erhältliche Größe (215/75 auf 16er Felge).

Ziemlich angeschickert und mit wohlig-vollem Bauch gehen wir Schlafen.
Es wird eine sehr kühle Nacht mit 12°C kurz vor Sonnenaufgang.

Sonntag, 9.11.2025

Wir nutzen noch ausgiebig das WLAN am Weingut und kaufen in Omaruru ein (kein Problem am Sonntag) und zum Übernachten suchen wir uns ein Plätzchen unterhalb einer längst aufgelassenen Granit-Abbaustätte irgendwo in der Savanne. Jede Menge tonnenschwerer Quader liegen herum, bereit für den Abtransport.
Den Sonnenuntergang genießen wir von der kleinen Anhöhe.

Montag, 10.11.2025

Brrrr… die Woche fängt kühl an. Nur 8 Grad zeigt das Außenthermometer kurz vor Sonnenaufgang. Das kommt unerwartet, die Sonne wärmt uns aber innerhalb weniger Minuten auf. Unsere Nachbarn, die Webervögel, sind längst putzmunter und auch wir brechen zu einem Spaziergang von ein paar Kilometern zum Ugab River auf.

Webervogel-Nester

Erst geht es durch die übliche Savannenlandschaft, mit niedrigen Akazien und vereinzelten Mopanebäumen.

Kurz vor Erreichen des oberflächlich trockenen Flussbettes ändert sich die Vegetation und hohe Bäume spenden Schatten. Es sind die Bäume eines sogenannten Galeriewaldes, die mit ihren tiefreichenden Wurzeln im Untergrund des Flusses reichlich Wasser finden. Das Flussbett ist mit einer mächtigen Sandschicht ausgefüllt, in der auch in regenlosen Zeiten verborgenes Grundwasser fließt.

Vögel zwitschern und wir schrecken eine Bande von Pavianen auf, die in anfangs wildem Galopp Reißaus nimmt. Bestimmt zwei Dutzend Tiere.
Mächtige Bäume im Flussbett haben die letzten Fluten überstanden.

Dann taucht eine Herde von Ziegen auf, drei freundliche Hirten hinterdrein.

Am Nachmittag geht`s weiter nach in die Bergwerksstadt !Uis (kein Tippfehler, das Rufzeichen wird als Schnalzlaut ausgesprochen 🙂 ) wo wir tanken können und am Straßenrand ein paar Halbedelsteine kaufen. Eher um die Leute ein bißchen zu unterstützen als dem Wunsch die Steine zu haben. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, das Elend der Leute teilweise herzzerreißend.

Andererseits gibt es wirklich nette Plätzchen für uns privilegierte Touristen mit Geld in der Tasche, so wie das Cactus Café in !Uis, mit Pool, Piano, WLAN und Cappucchino.

Hier sieht man einen Gräder bei der Arbeit. Diese Maschinen sollen die Pisten (hierzulande nennt man die Pisten „Pads“) glätten und vom sich immer wieder neu bildenden „Wellblech“ befreien.
Leider trifft man sie viel zu selten an.

Ich nehme eine Nebenpiste und die Landschaft erinnert immer mehr an die Saudische Wüste, nur halt mit Akazien und Mopanebäumen.
Wir queren den Ugab River. Jetzt, zu Ende der Trockenzeit, sind nur ein paar feuchte Stellen an der Oberfläche zu sehen.

Dann ein Hinweisschild zu Felszeichnungen. Ich biege ab und der Platz gefällt uns so gut mit seinen verstreuten Granithügeln („Koppies“), dass wir spontan zwei Nächte bleiben. Keine Menschenseele weit und breit.
Der Nachthimmel ist wie immer hier in Namibia gigantisch: Abermillionen Sterne und die Milchstraße ist deutlich zu sehen.

Ein hier vorkommendes Phänomen, das ich auch aus der Sahara kenne: Wenn die Feuchtigkeit von Pflanzen und ein Sandsturm zusammenkommen, bleibt der Sand außen an der Pflanze kleben.
Stirbt die Pflanze ab, bleiben oft Hohlräume zurück. Ganz selten findet man diese Naturerscheinung an hoch gewachsenen Bäumen, die sich im Wind ja bewegen.
Die geringste Berührung zerstört diese fragilen Kunstwerke der Natur, sie zerbröseln sofort zwischen den Fingern.

Dank Heidi’s Koch- und Backkünsten sind wir immer mit allem versorgt, unter anderem auch mit frischem Brot aus dem Omnia-Gasbackofen und Lungauer Schwarzbeer-(Heidelbeer)marmelade.

Mittwoch, 12.11.2025

Für ein kurzes Stück müssen wir wieder zurück auf die Wellblech-Rumpelpiste, dann finde ich in meinem Navi eine alte, offensichtlich fast vergessene Route durch ein Mopane-Wäldchen. Keine Fahrspuren sind zu sehen, daher ohne Wellblech und gut zu fahren. Ausserdem landschaftlich wunderschön.
Ein Tier hat sich hier mitten auf der Piste eine Behausung gebaut. Das zeigt schon, dass hier nur alle heiligen Zeiten ein Fahrzeug vorbeikommt.

Wir kommen an ein aus drei Häusern bestehendes Dorf mit moderner, solarbetriebener Wasserpumpe. In der Mittagshitze ist kaum jemand zu sehen, nur aus der Ferne winkt uns eine Frau zu.
Nach einer weiteren halben Stunde ein größeres Dorf in einem weiten Trockenfluss. Hier wird Obst und Gemüse angebaut. Neugierig wie ich bin, fahre ich zum offensichtlichen Garten und wir zwängen uns durchs Tor. Von Karotten über Tomaten, Mangold etc. bis zu Papayas gibt es erstaunlich viel. Ein freundlicher Schwarzer taucht auf. Der erzählt uns, dass 4 Gärtner beschäftigt sind. Naja 😉

Dann checken wir an einem Campingplatz ein, das angebotene Oryx-Antilopen-Steak spülen wir mit einer Flasche südafrikanischem Weißwein runter während die Managerin des Camps sich unserer Schmutzwäsche annimmt.

Donnerstag, 13.11.2025

Wir kommen erst gegen Mittag los, das heißt wir sehen uns das UNESCO-Weltkulturerbe der Felsgravuren von Twyfelfontein (=Zweifelhafte Quelle) zur heißesten Zeit des Tages an: 50 Grad aber zumindest ein kühlendes Lüfterl weht.

Ein sehr netter, engagierter Guide führt uns durch Gelände und ist ob unserer Geländegängigkeit zu Fuß recht angetan. Der wird mit asiatischen oder amerikanischen Gästen schon andere Erfahrung haben. Ja, ja – ein Stereotyp, ich weiß.
Wir kraxeln also teilweise in den Sandsteinfelsen herum um die schönsten der Felsbilder gut sehen zu können. In der Umgebung von Twyfelfontein sind insgesamt über 2500 Bilder auf über 200 Felsplatten beschrieben worden. Man nimmt an, dass die Gravuren in verschiedenen Perioden geschaffen wurden, die ältesten vor ca. 24.000 Jahren!

Wir tanken bei einer sündteuren Lodge, die ein eigenes Flugfeld und eigene Tankstelle hat und suchen uns ein Plätzchen im Busch wo wir ein bisschen versteinertes Holz in den Hügeln finden. Großtrappen segeln aufgeregt um uns herum.
Abends können wir weit im Osten den ersten Regen der Saison samt Regenbogen beobachten.
Auf uns fällt kein Tropfen, der Regen verdunstet noch während des Fallens in der Luft.

Freitag, 14.11.2025

Eine Sache die mir im Kopf umgeht, sind die Wüstenelefanten Namibias. In Naturdokus habe ich schon öfters Berichte darüber gesehen. Sie sind eine eigene Unterart, die sich über Jahrtausende an die speziellen Bedingungen in der Wüste angepasst hat. So müssen sie nur alle paar Tage trinken, sind kleiner als ihre Cousinen in anderen Teilen Afrikas und Asiens und haben größere Fußabdrücke, was ihnen das Gehen im Sand erleichtert.
Es soll nur noch etwa 600 dieser Elefanten hier geben, ein starker Rückgang von den geschätzt mehreren Tausend Anfang des 20. Jhds.
Meine Recherchen haben ergeben, dass sie unter anderem hier im Flusstal des Huab Rivier vorkommen sollen.
Wir gehen auf die Suche.

Eine ziemlich üble, oft steinharte Piste windet sich durch die Berge, durch trockene Flußläufe und weite Ebenen, dann mit kleineren Sanddünen.
Wir kommen an ein Dorf. Ich finde den Häuptling und frage ihn, ob er weiß wo hier Elefanten leben. Er nickt und zeigt den Flußlauf hinab. Wir sollen nur dem Huab folgen, dann würden wir sie schon sehen. Eine „Donation“ für das Dorf will der gute Mann natürlich auch. „Na gut“, sage ich nach kurzer Verhandlung über die Höhe, „aber nur gegen Beleg“. Ich will ja nicht, dass er das Geld in die eigene Tasche steckt, sondern dass es wirklich für die Schule ist wie er behauptet.
Ich darf mir den Beleg selber schreiben 🙂 Immerhin mit Durchschlag …
Außerdem kündige ich an, dass wir die selbe Strecke wieder zurückfahren werden. Wehe, wir finden keine Elefanten.

Die Sorge hätte ich mir sparen können: Nach 5 bis 6 Kilometern im ganz gut zu fahrenden trockenen Flußlauf tauchen plötzlich friedlich kauende Wüstenelefanten auf! Sie fressen offensichtlich mit großem Genuss die Früchte von Akazienbäumen. Davon gibt es hier jede Menge.
Sie sind an Autos sichtlich gewöhnt, nehmen nicht Reißaus sondern fressen seelenruhig weiter als wir uns nähern.

Ich freue mich riesig. Dass es so einfach sein würde diese seltenen Tiere zu finden hätte ich nicht gedacht. Mit ein paar hundert Kilometern Suche entlang der vier oder fünf Wadis in denen sie leben sollen hier im Damaraland und Kaokoveld hatte ich schon gerechnet. Schließlich verteilen sich die Dickhäuter in einem riesigen Gebiet von gut 100.000 km².

Na, umso besser.
Auch dass sie scheinbar gut geschützt werden und für die Dorfbewohner eine Einnahmensquelle sind, gibt Hoffnung. Auch Jungtiere hat diese kleine Herde von etwa 10 Elefanten.

Nachdem das mit den Wüstenelefanten so gut hingehauen hat, fahren wir nach einem ausgiebigen Frühstück noch ein bisserl in der Gegend herum. Erst zurück zum Dorf, dann immer flussaufwärts den trockenen Huab Rivier hinauf. Natürlich ohne auf der Karte eingezeichnetem Track, einfach – so wie in Saudi-Arabien – den Satellitenbildern und dem Gefühl nach.

Es wird tagsüber wieder ziemlich heiß, im nicht vorhandenen Schatten um die 40°C, der staubtrockene Wind kühlt aber gut.

Wir queren die Hauptstraße und folgen dem Fluss nun auf einer verwehten, kaum erkennbaren Spur weiter. Hier soll es eine Wasserstelle geben, wir können uns das kaum vorstellen: Hier gibt’s doch nur Sand, Steine, tiefwurzelnde Akazienbäume und links und rechts des Wadis aufragende bröseltrockene Berghänge.
Nach einer knappen Stunde jedoch wird der Sand unter Luxis Hufen plötzlich dunkler, feucht und bald darauf rinnt tatsächlich ein kleines Bächlein durch die breite Schlucht.

Wenn es hier, wie viele Tierspuren vermuten lassen, Wild gibt dann wird es wohl zum Trinken hierherkommen. Normalerweise würde ich nicht direkt am Wasser übernachten, weil erstens man die Tiere ja nicht verschrecken und so am Trinken hindern soll und zweitens wegen der Insektenplage an offenen Gewässern.
Hier ist die Wasserstelle aber kilometerlang und alle Durstigen können uns leicht ausweichen, wenn sie wollen. Auch fliegende Plagegeister gibt es so gut wie keine. Dafür wieder Abermillionen Sterne in der angenehm kühlen Nacht.

Samstag, 15.11.2025

Bei den Spaziergängen entlang des Flusses habe ich viele, viele Vögel aber keine Säugetiere beobachten können.

Wir beschließen, es gut sein zu lassen und in den nächsten Tagen langsam Richtung Etosha Nationalpark zu fahren. Außerdem steht Heidi’s Geburtstag an und zu diesem Ereignis wollen wir in einer schönen Lodge sein.

Also den Huab flußabwärts. Kurz vor der Schotter-Hauptstraße dann die freudige Überraschung: Ein Giraffenbulle steht am Flußufer und sieht äußerst skeptisch zu uns herüber.

Ich stelle sofort den Motor ab, aber er flieht ein kurzes Stück. Heidi’s Verfolgungs“jagd“ zu Fuß irritiert ihn nur weiter, er läuft weg.

Wir fahren weiter in seine Richtung, er stellt sich schützend hinter eine Akazie und beobachtet uns und wir ihn. Mit den Ferngläsern können wir ihn in aller Ruhe sehen und auch ein paar Bilder schießen.

Zufrieden biegen wir auf die Schotterstraße C39 ein und treffen beim Frühstück eine Familie Einheimischer. Die beiden Kinder sind in erbärmlichen Lumpen. Alle sammeln Akazienfrüchte. Mit Händen und Füßen (und zum Gaudium des Papas mit määääh- Rufen meinerseits) erklärt er mir, dass seine Ziegen und Schafe diese Früchte genauso gern haben wie die Wüstenelefanten.

Wir teilen unser letztes Obst und ein paar sonstige Essensvorräte mit dieser freundlichen Familie und auch über leere Wasserkanister freuen sie sich sehr. Sie leben in einer kleinen Farm von der Hand in den Mund. Die Kinder können nicht in die Schule gehen, wie sollten denn die Eltern denn das Schulgeld bezahlen können?

Danach rumpeln wir Richtung Osten in die Kleinstadt Khorixas, wo uns endlich wieder Asphalt erwartet.
Bei einer Gamefarm checken wir am Campsite ein und lassen es uns gut gehen.
Nein, das Leben ist nicht gerecht. Aber wir haben uns den Pool und ein kühles Bier trotzdem verdient.

Sonntag, 16.11.2025

Morgens geht’s mit einem Ranger auf Pirschfahrt. Luxi darf stehen bleiben, in einem Safarifahrzeug rumpeln wir durch einen Teil der 18.000 Hektar großen Farm.

Zu sehen gibt es hauptsächlich Blaue Gnus (Blue Wildebeest), Springböcke, Impala- und Oryx-Antilopen sowie Gelbschnabeltokos und andere Vögel.

Die Rhinozerosse, die wild auf der Farm leben, bekommen wir erst am nächsten Abend an einem Wasserloch zu sehen, an denen etwas Heu für sie ausgelegt wurde.

Jedes Campsite hat hier seine eigenen Duschen/WC und jeden Tag kommen drei Angestellte vorbei, machen sauber, Feuer im sogenannten „Donkey“ für heißes Wasser und sehen nach dem rechten.

Montag, 17.11.2025

Wir übersiedeln auf eine andere Gästefarm, wo wir von einer sehr herzlichen Familie aufgenommen werden. Auch die Haustiere heißen uns willkommen. Der Hausherr gibt uns abends eine kleine Führung, den „Scorpion walk“. Auf den ca. 60 Metern zwischen Restaurant und unserem Campingplatz findet er mit seiner UV-Taschenlampe 6 Skorpione!
Wie passend zu Heidi’s Tierkreiszeichen 😉

Dienstag, 18.11.2025

Der Tag im 30 Kilometer entfernten Städtchen Outja vergeht mit Frühstücken in einer deutsch-namibischen Bäckerei, Einkaufen im Spar-Supermarkt und Ölwechsel in einer deutsch-namibischen Werkstatt.

Das Bild wird durch manche einheimische Himba-Mädchen aufgelockert, die in Tracht ihren Wegen nachgehen.
Die Tracht besteht aus einem bunten Rock und ein paar Glasperlketten um die Fußknöchel.
Sonst nix.
Ja, genau.
Sie gehen ganz normal und stolz oben ohne durch das Städtchen.
An den Anblick muss man(n) sich erst gewöhnen. (Sorry, kein Foto :))

Das Kochgas-Tanken ist eine Odyssee. Aus großen Gastanks lassen alle Namibier ihre kleinen 5 oder 9 kg Flaschen füllen. Weil es natürlich keinen Adapter für europäische Flaschen gibt, wird die Sache afrikanisch-originell gelöst: Gemeinsam basteln wir einen Anschluss, der die TÜV-Anforderungen wohl nicht ganz erfüllen würde.

Es ist heißer als die letzten Tage und als alles in Outjo endlich erledigt ist, freuen wir uns über den kühlenden Fahrtwind auf dem Weg weiter Richtung Norden.

Als wir gegen halb fünf Uhr vor dem Gate zum Etosha-Nationalpark stehen wollen wir eigentlich nur ein Ticket für den nächsten Tag, damit wir gleich frühmorgens reinfahren können. Eine telefonische Reservierung für eine Campsite im Park wurde zuvor mit den Worten „we are fully booked“ abgeschmettert. Also möchten wir zumindest ab morgen tageweise reinfahren.
Ich scherze ein bissl mit den netten Jungs am Gate und sie rufen daraufhin selber im Park an und wir bekommen so für heute Abend eine Reservierung.
Fein, dann fahren wir sofort in den Nationalpark. Morgen sehen wir weiter.

Auf den ersten Kilometern sehen wir ein Dutzend Steifenmangusten und dann gleich eine Giraffe. Beim ersten Wasserloch dann ein mächtiges Panzernashorn, das nach dem Trinken seinen Urin großzügig in der Gegend versprüht.
Fängt gut an 🙂

Abends checken wir im Camp von Okaukuejo ein. Hier steht ein Leih-Toyota mit Dachzelt am nächsten, dicht gedrängt. Mit Luxi sind wir hier in Namibia sowieso voll die Exoten 🙂
Am beleuchteten Wasserloch noch weitere Nashörner (davon ein Jungtier), Zebras, Kudu-Antilopen. Natürlich auch jede Menge Gazellen. Perlhühner sausen zwischen alldem aufgeregt herum.

Mittwoch, 19.11.2025

Frühmorgens beginnen wir unseren ersten richtigen Gamedrive im Etosha Nationalpark. War die Strecke bis zum Camp Okaukuejo noch asphaltiert, erwartet uns ab hier im gesamten Nationalpark teilweise Wellblechpisten der übelsten Sorte. Meist sind maximal 30 km/h möglich, oft weniger. Nur selten darf auch der dritte Gang mitmischen.
Entschädigt werden wir durch tolle Tiersichtungen. Springbockgazellen sind uns schon recht bald keinen zweiten Blick wert, obwohl das wunderschön gezeichnete Tiere sind. Besonders süß die Kleinen, die noch ein bisserl wacklig auf ihren dünnen Beinchen stehen.

Ebenso lieben wir die Orxy-Antilopen mit ihren langen, spitzen Hörnern und die Kudus, deren Weibchen die Ohren wie Satellitenschüsseln aufstellen und die Männchen mit ihren wunderschön gedrehten Hörnern.

Dazwischen sehen wir neben vielen exotischen Vögeln wie hochbeinige Sekretärvogel, Riesentrappen und Gelbschnabeltokos ein paar Schakale, viele Giraffen, Nashörner und verschiedene Antilopen, Zebras sowie Vogel Strauße.

Hier ist richtig was los.

Dann haben wir das große Glück, eine Löwenfamilie beim Rasten zu sehen.
Diese Tiere schlafen und ruhen bis zu 20 Stunden am Tag, aber nach einer guten halben Stunde stehen sie auf und wechseln ihren Schattenbaum.

Keine 10 Meter vor unserem Auto trotten sie gemächlich über die Schotterpiste!

Wir sind völlig geflashed. Wenn man so eine wunderbare Sichtung hatte, gibt es kaum noch eine Steigerung. Nach einer weiteren Runde über ein paar Wasserlöcher fahren wir zurück nach Okaukuejo.

Abends treffen wir dort auf ein Bier unsere Freunde Michi und Zeus, die mit ihren Frauen eine geführte Rundreise durch Namibia machen. Noch so eine Freude!

Donnerstag, 20.11.2025

Es ist ziemlich warm hier im Etosha Park. Frühmorgens kurz vor Sonnenaufgang hat es noch 24 bis 25 Grad, das ist ein ganz schöner Unterschied zu den angenehmen 15°C die Tage davor.
Beim ersten Dämmerlicht stehen wir auf, wie üblich, um die kühlen ersten Tagesstunden zu nutzen. Bei Sonnenaufgang sind wir schon unterwegs und sichten unsere nächsten wunderschönen Giraffen.

Danach fahren wir – auf anderer Strecke als gestern – nochmals zum Wasserloch Gemsbokvlakte. Hier macht die Löwenfamilie von gestern offensichtlich regelmäßig gut Beute, denn sie hält sich immer noch in der Umgebung auf.
Wir beobachten sie eine Weile, dann macht sich das Männchen auf um bei der ein paar hundert Meter entfernten eigentlichen Wasserstelle seinen Durst zu stillen.

Erste Reihe fußfrei für uns, imponiert der Löwe nach dem Trinken mit lang anhaltendem Brüllen.
Leider hab‘ ich bei meiner neuen Kamera das falsche Knopferl gedrückt und kein Video aufgenommen.

Das Gebrüll habe ich aber auch heute, mehrere Tage danach, noch im Ohr. Wenngleich ich es schon öfters in Afrika hören durfte, das von so nah zu erleben ist immer etwas ganz besonderes.

Auf teilweise furchtbar schlechten Pisten rumpeln wir bei über 40 Grad im Schatten zum Halali-Camp wo wir den Nachmittag am Pool verbringen.
Die abendliche Pirsch an einem Wasserloch ausserhalb des Camps brechen wir ab. Ich hab‘ Angst, dass uns auf den Rüttelpisten entweder Luxi auseinanderfällt oder es uns ein paar Zahn-Inlays raushaut.

Ich setze mich nach Sonnenuntergang an das beleuchtete Wasserloch innerhalb des Camps von Halali. Dieses ist wirklich schön: Man sitzt erhöht über der Trinkstelle für die Tiere und hat somit einen guten Überblick über das Kommen und Gehen.
Unter anderem schaut eine Nashornfamilie vorbei. Wie sich das Junge den Bauch an einem Felsen kratzt ist soooo putzig!

Freitag, 21.11.2025

Am Morgen beim Wasserloch jede Menge Zebras, Antilopen, Perlhühner.
Ein friedlicher Anblick, aber die Zebras sind immer ein bissl nervös. Tritt eines einen kleinen Stein um, scheuen gleich alle erschreckt auf.
„Immer fluchtbereit“ heißt die Devise, sonst wird man hier nicht sehr alt.

Einmal wollen wir ein Stück rausfahren in die namensgebende Etosha-Salzpfanne.
Fata morganas spiegeln Wasserflächen vor, die es nicht gibt und kleine Inseln scheinen durch die Luftspiegelungen in der flirrenden Hitze gleichsam in der Luft zu schweben.

Zurück am Südrand der Salzpfanne machen wir Brunch-Pause und sehen draußen in der mittlerweile sengenden Sonne ein paar Zebras stehen.
Ob die hier irgendwelche Mineralien finden? Sonst wächst ja hier so gut wie nix.

Weiter geht die Fahrt, wir peilen jetzt das Camp Namutoni im Osten des Nationalparks an.
Eine Stippvisite in die Zivilisation, sozusagen. Mit Pool und Magnum Mandel aus der Tiefkühltruhe 😉

Auf dem Weg dorthin: Noch mehr der üblichen Verdächtigen.

Lange bleiben wir nicht im Camp. Gegen 15 Uhr, also in der größten Hitze, starten wir schon wieder.

Als wir die Fisher’s Pan – ohne Höhepunkte – umrundet haben, kommen wir in ein kleines Paradies. Hier steht etwas Wasser in der Senke. Gnus („Wildebeest“), Zebras und Antilopen in rauen Mengen und ganz nah, Flamingos und Marabustörche leider in ziemlicher Entfernung und nur mit dem Fernglas bzw. Tele auszumachen.

Kurz darauf eine Sichtung, die wir schon herbeigesehnt haben:
Aus dem Gebüsch nähern sich Elefanten!

Sie haben offensichtlich gerade getrunken und gebadet. Also sind sie wohl entspannt, obwohl sie Jungtiere dabei haben.
Ein Bulle ging voraus und ich fahre bis knapp vor die Stelle, wo er die Piste gequert hat, gebe den Elefanten aber genug Raum um sie nicht zu stressen.
Bingo! Der Rest der Familie folgt in den Fußstapfen des Bullen und wir haben sie somit direkt vor uns. Yay!

Die Ellies verschwinden schnell im dichten Savannengestrüpp.

Ein paar Kilometer weiter gibt’s ein Wasserloch. Da fahren wir hin, aber außer ein Nashorn mit leider abgesägtem Horn und eine Giraffe beim Trinken sehen wir trotz langem Aufenthalt nichts Aufregendes mehr.

Ja ich gebe es zu: Wir sind schon sehr, sehr verwöhnt!

Es ist kurz vor Sonnenuntergang und wir müssen bis dahin beim Camp sein (alle Camps im Etosha Park schließen ihre Tore abends), aber auf der Fahrt dorthin sehen wir nochmal eine größere Elefantenherde!

Was für ein Abschluß des Tages!

Wir haben hier den nördlichsten Punkt unserer Namibiareise erreicht.

Weiter geht es daher mit einem neuen Kapitel.
Zum nächsten Teil: Südliches Afrika 2025/2026, Teil 2 – Der Süden Namibias

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Die bisherige Reiseroute gemäß GPS-Aufzeichnung (von 3.11. bis 23.11.2025).
Die Karte ist zoom- und verschiebbar.